Kommentar zum Banken-Stresstest der BaFin

BaFin-Stresstest verbreitet falsche Sicherheit – deutsche Banken müssen weiter Vorsorge treiben

Der Stresstest der BaFin, der die Risiken einer Zinswende abschätzen soll, ist zu weich. Dadurch werden Risiken unterschätzt und zu wenige Rücklagen gebildet. Udo Philipp kommentiert.

Viele, vor allem die Sparkassen, beklagen den angeblichen Betrug am deutschen Sparer, der durch die niedrigen Zinsen um sichere und rentable Anlagemöglichkeiten beraubt wurde. Sie schreien nach einer Zinswende und nehmen den Chef der Europäischen Zentralbank Draghi unter schweren Beschuss – aus eigenem Interesse: Der jüngste Stresstest der BaFin zeigt, wie sehr die Gewinne der Banken in den nächsten Jahren unter Druck kommen werden, wenn die Zinsen niedrig bleiben.

Allerdings würden viele Institute die Konsequenzen eines raschen Anstiegs auf Normalniveaus auch nur schwer verdauen können, ja, manche wären sogar in ihrer Existenz bedroht. „Selbst der noch recht harmlose Stresstest zeigt, dass die Banken unbedingt weiter ihre Eigenkapitalquote erhöhen sollten und sich nicht in falscher Sicherheit wiegen dürfen. Ein härterer Stresstest der BaFin hätte gezeigt, dass viel mehr als nur 68 Banken gefährdet wären.“, kommentiert Udo Philipp.

Zum einen geht der Test nur von einem kleinen Zinsanstieg aus. Im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte waren die Zinsen um etwa vier Prozentpunkte höher. Die BaFin rechnet aber nur mit einem Anstieg von zwei Prozentpunkten (ausführliche Darstellung).

„Banken und BaFin neigen dazu, die neugewonnene Mobilität der Kunden zu unterschätzen“, sagt Udo Philipp. Während vor PSD2 und Onlinebanking der Bankwechsel oft einer Tortur gleichkam, ist das nun recht reibungslos und zügig machbar. Das erhöht den Druck auf die Banken, einen Zinsanstieg rasch an die Sparer weiterzugeben.

Die Niedrigzinsphase beschert den Banken zuerst eine schöne Zusatzmarge. Die Sparzinsen wurden rasch an die Niedrigzinsen angepasst, die meisten Kredite aber nicht, weil sie eine vertraglich geschützte lange Zinsbindung haben. Da die Niedrigzinsphase nun schon lange währt, ändert sich das immer mehr, die Kreditzinsen sinken auch. Steigen nun die Zinsen, müssen die Banken für ihre Refinanzierung mehr ausgeben. Die Kreditzinsen aber werden sie nur deutlich langsamer anpassen können. Dann dreht das ganze ins Negative und die Banken müssen schauen, wie sie diese Lücke zwischen hohen Sparzinsen und niedrigen Kreditzinsen schließen können.

Der Stresstest der BaFin zeigt, dass die Banken hoffen, die Probleme aus dem Zinsgeschäft mit höheren Provisionen, sprich höheren Gebühren für Kontoführung oder ähnliches auszugleichen. Aus Verbrauchersicht ist das aber genau der falsche Weg. Kontoführungsgebühren sind intransparent und treffen schwache Verbraucher. Negative Zinsen hingegen würden zuvorderst Menschen mit hohem liquiden Vermögen zur Kasse bitten.

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Für uns lassen die Ergebnisse des Forschungsprojekts nur einen Schluss zu: Schuldnerberatungsthemen müssen endlich auch ernsthaft auf Bundesebene diskutiert und entschieden werden! Überschuldungsprävention und Beratung von Haushalten in finanziell angespannten Situationen zählen zu den originären Kernkompetenzen seriöser Schuldnerberatung. Doch wenn der Schuldnerberatung das Mandat und die Finanzierung fehlt, können diese Kompetenzen nicht eingesetzt werden. Die Nachsicht haben die Ratsuchenden – und der Staat, denn er hätte durch die Investition in die Schuldnerberatung viel Geld sparen können. (mehr …)